Montag, 22. August 2011

Leben

Der Mensch wurde geboren, um zu sterben, mein Kind. Sein Leben erscheint ihm so lang, und er ist sich dessen so sicher.An ein Ende denkt er nicht und weigert sich daran erinnert zu werden.Er plant und arbeitet und baut und lebt und genießt.
Und irgendwann ist er weg. Entweder wird er ganz plötzlich aus dem Leben gerissen, oder er altert, und kommt so zum Ende, geduldig wartend, von der eigenen Schwäche überfordert.Aber sterben wird er. Das ist eine Gewissheit, vor der es kein Entrinnen gibt.
Und wenn er dann tot ist, wenn er nicht mehr auf, sondern unter der Erde ist, wird getrauert. Ein paar Tage wird er in den Gesprächen sein. Warum nur? Warum musste er gehen, fragen sich seine Lieben.Doch das Leben wird weiter gehen. Mit oder ohne ihn. Mit oder ohne uns.Die Uhren werden weiter ticken, die Sonne weiterhin auf und untergehen, die Menschen stehen am nächsten Morgen weiterhin auf, gehen ihre Wege, lachen, weinen, arbeiten, schlafen, essen, trinken ... leben.Es wird weiter entwickelt, erforscht, erfunden. Das Kind, das jetzt in unseren Armen liegt, wird vielleicht die Tage erleben, die wir nicht mehr erleben werden. Und niemand von uns weiß, wann es so weit ist. Gibt es da eine Regel? Ist die Regel, mit siebzig zu sterben? Oder achtzig? Oder sechzig ? Ist die Regel an Krebs zu sterben oder am Alter?Menschen die alles daran setzen ihrem Leben ein Ende zu setzen, und Menschen, die alles geben, um so lange wie möglich zu leben.Doch über Leben und Tod, mein Kind, entscheidet kein Mensch. Er hat nichts dazu zu sagen.Er wird genommen, genauso wie er geboren wird.

Das ist das Leben mein Kind. Wir werden geboren, um zu sterben.





Mittwoch, 27. Juli 2011

Ferne

Sie sind weit entfernt. Wir sehen ihre Bilder täglich im Fernsehen. Ein jämmerlicher Zustand, den einige bemitleiden. Andere wenden sich angewidert davon ab. Und andere wiederum beachten ihn kaum. Denn das sind Bilder die wir inzwischen tagtäglich auf den Bildschirmen zu sehen bekommen. Und doch passiert nichts. Ja natürlich gibt es so etwas, das ist doch normal - für Afrika. Ist Tod und Hunger dort nicht an der Tagesordnung? Was werden meine fünf oder zehn Euro schon ändern. Ich habe schließlich auch meine Sorgen. Ich muss ja auch gucken, dass bei uns was auf den Tisch kommt.


Mütter, die auf dem Weg ins nächste Lager ein und mehrere Kinder zurücklassen müssen, um den stärkeren Kindern noch eine Chance zu geben.

Und gleichzeitig Mütter, die Hunderttausende von Dollars und Euros für die Schuhe und Kleidchen ihrer Prinzessinnen ausgeben.

Durch das Ungleichgewicht auf der Welt, dass durch uns, Menschen entstanden ist, mussten und müssen viele Menschen sterben. Und das auf sehr grausame Art und Weise.

Verantwortung ist ein seltener Begriff geworden. Und wenn er benutzt wird, dann ausschließlich in Zusammenhang mit der eigenen Familie.

Aber was ist mit Verantwortung gegenüber den Mitmenschen? Gegenüber der Natur? Gegenüber dem Konsum und dem Geld?



Freitag, 10. Juni 2011

Mutter

Der Albtraum jedes Menschen ist es, hilflos zu sein. Ausgeliefert. Abhängig. Es ist ein Urinstinkt in uns sich immer wehren zu können. Immer bereit zu sein, falls ein Angriff kommt. Nur so überlebt man. Es ist ein Überlebensinstinkt. Jeder ist für sich selbst, für sein Überleben, verantwortlich. Doch wie konnten wir bis hierhin kommen? Wer übernahm diese Aufgabe, als wir es nicht konnten? Wer schützte uns, als wir ganz hilflos und ahnungslos waren?

Ein sechster Sinn entwickelte sich bei ihr. Schon bevor wir da waren. Sie hörte uns schreien, einige Sekunden, bevor wir es taten. Sie schlug die Augen auf, in der tiefschwarzen Nacht kurz bevor wir es taten. Sie sieht es kommen, und rennt so schnell sie kann, um es zu verhindern. 

Und mit jedem Schritt unseres Lebens, jeder Kleinigkeit, die wir von ihr lernen, lockert sie geschickt den Griff. Bis wir auf eigenen Beinen stehen, bis wir den Stift halten, bis wir Feind von Freund unterscheiden. Und dann lächelt sie zufrieden mit ihrem Lebenswerk. Und beobachtet von Weitem, was nun geschieht. 

Nur schade für sie ... wenn sie zu denen gehört, bei denen nichts geschieht ...
















 

Und wehe denen, die es wagen, eine Mutter zu verletzen ... Wehe denen die es wagen einer Mutter das zu nehmen, wofür sie lebte ... Wehe denen, die es wagen einer Mutter Tränen in die Augen zu treiben ...

Samstag, 28. Mai 2011

Wenn die Menschlichkeit verloren geht...


Die Menschen sprachen nur noch davon. Und man sah es überall in den Nachrichten. Unruhen gab es im Land, und schon viele Opfer sind gefallen. Womöglich fragte er seinen Vater, oder seinen Onkel vielleicht auch seine Mutter über den Grund dieser ganzen Demonstrationen. Warum gingen die Menschen plötzlich auf die Straße und demonstrierten? Warum wollten sie jetzt auf einmal, die Regierung stürzen? Das syrische Volk will Freiheit. Das Volk, möchte wählen können, wen es will. Es möchte seine Meinung sagen können, ohne Angst. Es möchte die Wahrheit in den Medien sehen und keinen Betrug. Die Menschen möchten bessere Lebensumstände mein Sohn. Sie möchten frei und unbeschwert sein. Mit Ehre leben und respektiert werden. Das klang logisch. Warum sollte das Volk das nicht wollen dürfen? Oder warum sollte es das nicht fordern können? Ob Präsident oder Bauer, es sind doch alles Menschen oder etwa nicht? Menschen die nun mal in verschiedenen Positionen in dieser Welt sind. Der eine hat die Aufgabe, für den anderen zu Sorgen.Ja, es klingt ganz vernünftig. Er bat seinen Vater am nächsten Tag mitzukommen. Er wäre so oft Zuhause geblieben, weil er nicht wüsste was da vor sich ginge und außerdem gab ihm die Lehrerin zu viele Hausaufgaben. Der Vater tätschelte den Kopf seines Sohnes, und lachte. Sein kleiner Mann, könne natürlich mitkommen, sagte er während er den Raum verließ. 
Am nächsten Tag, stand er früh auf. Es war ein großer Tag für ihn. Ein Tag, an dem er mit den großen Männern seiner Familie auf eine der vielen Demonstrationen gehen durfte. Er lächelte geschmeichelt bei dem Gedanken und spürte wie die Vorfreude in ihm aufstieg. Schnell machte er sich fertig, und wollte gerade mit stolz geschwellter Brust zur Türe, als seine Mutter herbei eilte und ihm noch schnell ein Brot einsteckte. Sie gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange und bat ihn auf sich acht zu geben. Er bejahte und ging hinaus. Sie rief ihm noch hinterher: "komm nicht zu spät nach Hause!"



Er hielt sich nicht an die Worte seiner Mutter. Er kam zu spät. Viel zu spät. Er kam als kalte Leiche zurück. Der 13 Jährige Hamza Al Khateeb aus Syrien kam zu seiner Mutter als Leiche zurück. Nach einem Monat Folterung. Ein unerträglicher Anblick, eines unschuldigen Kindes, das gerade im Begriff war die Welt zu erforschen. Das erst vor einigen Stunden, begriffen hatte, wie es ist seine Meinung ohne Angst, auf friedlichem Wege zu äußern. Er wollte zu den Großen gehören. Er wollte noch am nächsten Tag all die Erlebnisse mit seinen Freunden teilen. Ihnen erzählen was er alles erlebt hat. Was er gefühlt hat, als er an der Seite dieser mutigen Männer stand. Er wollte am Abend zu seiner Mutter zurück die schon gekocht hatte. Stattdessen landete er in den Händen von Wesen die soviel Hass und Boshaftigkeit in sich besaßen, dass sie nicht wussten wohin damit. So tobten sie sich an dem Kind mit dem Engelsgesicht aus. Vor seinem Tod sollte er noch leiden. Leiden,so sehr wie es keine Menschenseele aushält. Wie es kein menschlicher Körper erträgt. Schüsse, die seine Arme und seinen Oberkörper durchbohrten. Als wäre das nicht genug, schnitten sie ihm sein Geschlechtsorgan ab. Das strahlend lächelnde Gesicht nur noch, ein Stück geschwollenes, blaues Fleisch. Ein Schuss in seine Brust und ein gebrochenes Genick.




Hamza kam nicht mehr nach Hause. Hamza starb tausend Tote bevor seine Seele seinen Körper verließ. Hamza war ein kleiner Mann der zu den Großen zählen wollte. Nun ist er ein Held in der Liga der ganz Großen. Und mit seinem Aufstieg, sanken seine Peiniger mit all ihrer Niedrigkeit, ihrer Abscheulichkeit und Schlechtigkeit, in die Tiefen Abgründe der Menschheit und der Geschichte. Und in Abgründe, von denen wir hoffen, dass sie uns verborgen bleiben. 





Dienstag, 24. Mai 2011

Der Mensch








Es sind Menschen, die ihres gleichen so etwas antun. Es sind Menschen, die sich selbst zum Mörder, zum Folterer machen. Man stellt sich bei solchen Bildern unweigerlich die Frage, was in einem Menschen vor sich geht, während er das tut. Was denkt er, wenn er am Morgen aufsteht, um auf die Arbeit zu gehen, um dort den nächsten zu Tode zu foltern. Was denkt er wenn er abends, dann in Ruhe zwischen Frau und Kind sitzt und seine Suppe einnimmt. Was träumt er, wenn er nachts im Daunenbett liegt. Etwa von schönen Landschaften und einem ruhigen See? Kaum vorstellbar. Wie fühlt es sich an, für das Unglück und dem Leid von ganzen Familien verantwortlich zu sein. Wie hält ein Mensch es aus, so zu leben? Darauf eine Antwort zu erhalten ist nicht leicht. Ohne Frage ist Macht und Habgier eines der meisten Gründe. Zumal wir hier nicht von einmaligen Gewaltverbrechen sprechen, es geht um viel mehr. Menschen werden zu ihrem eigenen Feind. 

Und das geschieht in den meisten Fällen im Namen der Demokratie. Im Namen der Sicherheit. Im Namen der Freiheit.Um einigen Kindern einen Rummelplatz zu bieten, werden andere von ihren Eltern getrennt. Der Mensch setzt seine Interessen durch und das ohne Rücksicht auf Verluste.
  
Der Mensch. Er macht sich das Leben selbst zur Hölle. Er zerstört die Welt, in der er lebt.
Im Namen seiner Interessen.

Sonntag, 22. Mai 2011

Menschen

Die Grundbedürfnisse des Menschen belaufen sich größtenteils auf das Gleiche. Was uns berührt, was uns zum Lachen oder zum Weinen bringt, ist oftmals das Gleiche. Menschen sind so gleich und doch so verschieden. Sie unterscheiden sich in den Details, aber ähneln sich im Grundlegenden. Wir können unserem potenziellen besten Freund im Zug gegenüberstehen und ihn mit abweisendem Blick ansehen. Ohne zu wissen, wer er ist, wie er ist, haben wir in unserem Kopf schon alles entschieden. Unsere Abneigung. Im Zug spielt diese Abneigung keine Rolle. Jeder steigt aus, und jeder geht seinen Weg. Wenn aber dieser jemand in einer anderen Situation ist, in der misslichen Lage z. B. auf die Hilfe eines anderen angewiesen zu sein und dieser nach einigen wenigen Blicken und Sätzen beschließt: Ich mag ihn nicht, dann ist das nicht nur einfach Pech für ihn. Nein, die Geschichte könnte an diesem Punkt weiter gehen und ganz andere Konsequenzen haben. Denn wer in der sehr verantwortungsvollen Situation ist über die Zukunft anderer entscheiden zu können oder müssen, sollte auch in der Lage sein, tiefer zu gehen und den Menschen zu sehen, der vor ihm steht, den Menschen hinter diesen Augen und dieser Körperhaltung und vielleicht auch hinter diesem Outfit. Aber wer ist denn heute frei von Vorurteil? Nahezu jeder Mensch auf diesem Planeten, jeden Alters und jeder sozialen Schicht hegt Vorurteile und wurde vielleicht schon selbst Opfer von Vorurteilen. Dabei weiß man gar nicht, was man damit alles anrichtet.



Freitag, 20. Mai 2011

Heimat

Die Suche nach dem Ich und den Wurzeln kann so manch schlaflose Nächte bereiten. Zu wissen, dass da ein Ort ist, an dem man das Licht der Welt erblickt hat, ein Ort, an dem das eigene Leben anfing, die Uhr zu ticken begann. Ob man diesen Ort nun kennt oder nicht, man spürt eine tiefe Sehnsucht nach ihm, Wärme erfüllt das Herz und Tränen die Augen. Das ist die Magie der Zugehörigkeit, vielleicht ist es aber auch schlicht und ergreifend nur die Magie des Ortes. Mit der Zeit wird von einem Kind, dass keine Sorgen mit sich trug, keine negativen Gedanken hatte oder sich mit Fragen quälte, ein junger Mensch, der anfängt sich zu fragen, wer er ist. Die Frage, die ihm den letzten Nerv raubt, ihn in den Bann reißt. Wer bin ich? Was spiegle ich wider?
 
Eine große Diskussion ist es, das Thema Heimat. Und eine Ansichtsfrage auch. Doch ist eines klar. Wo auch immer die Heimat sein mag, oder was auch immer sie für den Einzelnen bedeutet: Sie ist ein Teil von uns. Mit ihr identifizieren wir uns. Und sie hat unsere Liebe und Treue verdient.
 
 

Donnerstag, 19. Mai 2011

Zeitreise

Vor ein paar Tagen als ich mal wieder auf Facebook die neuesten Ereignisse und Nachrichten verfolgte, bemerkte ich wie zeitraubend und einschrenkend die so genannten "Sozialen Netzwerke" doch sind, und was ich in dieser Zeit alles im wahren Leben unternehmen und erreichen könnte ... Ich lehnte mich zurück und machte mir Gedanken über die Zukunft. Wie würde es in einigen Jahren wohl aussehen? Oder in einigen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten ? So viel mir einiges ein ... unter anderem das :

- Zu unserer Zeit, da gab es " Facebook " ...
- " Facebook " ?! hhhhhhhhh ... Wie niedlich ...
- Ja ... wir hatten da Profile und konnten Texte und Bilder "posten", kommentieren und einander Nachrichten schicken ... Man konnte nach ner Zeit sogar chatten..
- Wooow ... chatten ... wie fortschrittlich :P
- Mit den Jahren ging der zwischenmenschliche Kontakt verloren ... die Menschen haben es verlernt zu lachen. Sie konnten nur noch Smilies schicken und so tun als würden sie sich über und für einander freuen. Menschenkenntnisse, das wurde immer seltener
- Wie war es denn vor der "Facebook Zeit" ?
- Oh, so genau weiß ich das gar nicht mehr ... was ich weiß ist, dass man sich damals per Mail und Brief Einladungen geschickt hat z.B. für Hochzeiten.
- Was zu deiner Zeit hat man sich noch persönliche Briefe geschrieben?? Ich dachte so was taten nur noch manche Ämter ...
- Es war zwar eine Seltenheit geworden aber ja... ab und an schickte man sich noch Briefe, doch Mails überwogen. Einige Menschen weigerten sich damals noch sich in sogenannten " sozialen Netzwerken " zu registrieren ... aber um auf dem neuesten Stand zu kommen gaben schließlich auch die Letzten nach. Das " virtuelle Leben" gewann allmählich die Oberhand und regierte unseren Alltag ... auch wenn es die wenigsten wahr haben wollten. Überall sah man auf den Straßen Menschen, sie in Geräten starrten ... kaum bemerkten, was um sie herum geschah und alles dokumentierten ... jeden Schritt, den sie taten, jeden Gedanken, den sie hatten ... alles wurde gepostet.
- so fing alles also an ...
- ja mein Kind ... so fing es an ...
- Es fasziniert mich immer wieder deine Geschichten zu lesen Oma ... Ich liebe dich
- Ich dich auch mein Kind ... ich dich auch
- <3 (L)